Vom kleinen schiefen Tannenbaum und den Glitzerkugeln
Nicht weit von unserem Haus befand sich ein schöner, großer Wald. Direkt am Waldrand jedoch stand zwischen Moosen und Büschen ein kleiner, verkrüppelter Tannenbaum.
Jedes Jahr, wenn es anfing des Nachts zu frieren, hing der Förster ein Futterhäuschen mit Vogelfutter in seine Zweige.
Den ganzen Tag leisteten die Vögel dem kleinen Baum Gesellschaft, und unterhielten sich über den neuesten Klatsch. Auch die anderen Tiere des Waldes kamen dann und wann einmal vorbei, um ein Pläuschchen zu halten.
Und als es denn auf die Weihnachtszeit zukam, wussten die Vögel besonders viel zu erzählen. So kam es, dass sich folgendes zutraf:
" Überall leuchten wieder die kleinen warmen Lichter", erzählten die Rotkehlchen. "Ja, und auf dem Dorfplatz steht wieder der große Weihnachtsbaum" erwiderte ein Spatz. " Und morgen kommt der Förster mit seinen Gesellen, um Bäume für das große Fest zu holen!" wussten zwei Finken, und ein Uhu( der schon immer ein bisschen besserwisserisch gewesen war) fügte hinzu:" Die werden an die ganzen Menschen verkauft, die sie in die warme Stube stellen um sie dann mit Lichtern und glänzenden Kugeln zu schmücken!"
Oh, ja die Kugeln! Die sind am schönsten... die glitzern so toll im Licht!" gab eine Meise ihr Kommentar dazu.
Nun konnte die kleine Tanne nicht anders, und musste doch auch etwas sagen: " Ob der Förster mich auch mitnimmt?" Bei diesen Worten versuchte sie ihre Zweige zu strecken und recken um vielleicht ein Stückchen größer zu scheinen.
"Du und ein Weihnachtsbaum? Vergiß es!", kreischte eine Elster von ganz hinten. Verwundert drehten sich alle zu ihr um. " Na, seht Euch den Baum doch mal an... so häßlich und verbogen... so kann kein Weihnachtsbaum aussehen!" Die Elster hielt dem Baum eine der schönen Glitzerkugeln ( die hatte sie gerade eben heimlich im Dorf stibitzt) vor die Zweige, so dass er sich selber in der glänzenden Kugel betrachten konnte. Zum ersten Mal sah der kleine Baum, wie er gewachsen war, so krumm und schief, und schämte sich und verdrückte ein kleines Tränchen.
Am nächsten Morgen kam der Förster mit seinen Gesellen und holte viele große, gerade gewachsene Bäume aus dem Wald und fuhr damit in die Stadt. Jetzt konnte der kleine Tannenbaum nicht mehr anders und weinte bitterlich. Die Vögel versuchten ihn zu trösten, aber es half alles nichts.
Mehrere Tage vergingen, das Vogelfutter im Futterhäuschen des Baumes ging schon fast zur Neige, da kam der Förster abermals mit einem Hänger
und füllte neues Futter ein. Vom Hänger aber holte er einige verdorrte Tannen, die dem kleinen Baum sehr bekannt vorkamen. Die Zweige der Tannen waren kahl und sie hatten ihren ganzen Glanz verloren. An einem der Bäume aber hing noch eine der glänzenden Kugeln, leuchtend rot, wie ein leckerer Apfel.
Ein Igel kam vorbei, und wollte von diesem "Apfel" kosten. Herzhaft biss er zu und erschrak. "Pfui, dass kann ja keiner essen! Wie kann etwas so Schönes nur so scheußlich sein?"
Da musste der kleine Tannenbaum lachen! " Komm zu mir", rief er zum Igel, " ich habe leckere Körner für Dich!" Der Igel kam und war glücklich über den leckeren Schmaus und auch die Vögel ließen es sich bei dem kleinen, schiefen Baum gut gehen, und da wusste der Tannenbaum, er brauchte keine glitzernden Kugeln um jemanden an Weihnachten glücklich zu machen. Er brauchte nur er selbst sein. So war er wieder gut gelaunt und freute sich, dass er, er selbst sein durfte!
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