21.11.12

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Barbara-Tag


Die folgende Geschichte habe ich Euch zwar letztes Jahr schon erzählt, aber ich dachte mir, vielleicht möchtet ihr sie ja noch einmal lesen :

Barbara

Barbara ist ein kleines bisschen jünger als ich und wohnt ein Stück weiter die Straße runter. Eigentlich ist sie ganz nett.
Sie ist letzten Sommer in unsere Straße gezogen und in den Sommerferien haben wir uns auch mal zum Spielen getroffen…
Aber jetzt trödle ich morgens immer mit Absicht ein wenig, beim Frühstück und Zähne putzen, ja sogar beim Schuhe und Jacke anziehen( meine Mama wird dann schon immer hektisch…) , nur damit ich nicht mit Barbara zusammen zur Schule gehen muss.  Paul und Joscha sagen nämlich : „Mädchen sind doof!“, und, „ Mit denen kann man nicht spielen!“  Und noch mehr solche Sachen.  Paul und Joscha sind meine besten Freunde, und da muss man sich halt ein bisschen anpassen.
Ich heiße übrigens Ole. Ole Elo. Meine Eltern fanden das anscheinend witzig! Ich nicht so. Aber wenigstens kann da keiner irgendwelche Witze mit machen, der Name klingt selber schon lustig genug!
Ich mag es nicht wenn man über mich lacht, und deshalb halte ich mich auch von Barbara fern, für jetzt und immer.
Aber das ist gar nicht so einfach! Zwei Tage vor Nikolaus hat Barbara in der Schule kahle Äste mit ´nem Zettel dran an ihre Freundinnen verteilt, und mir hat sie auch einen auf den Tisch gelegt. Wie habe ich mich da geärgert. Mein Kopf fühlte sich ganz heiß an, ich bin anscheinend ganz rot im Gesicht geworden. Ganz schnell habe ich das Ding genommen und in meinem Toni verschwinden lassen, damit es ja keiner sieht! Den Rest des Tages habe ich versucht Barbara zu ignorieren.
Als ich zu Hause am Esstisch meine Hausaufgaben machte rief meine Mama, als sie meine Brotdose aus der Schultasche nahm, plötzlich: „ Aber das ist ja ein Barbarazweig !“ „ Woher weißt Du, dass das Ding von Barbara ist?“, fragte ich und wurde schon wieder ein bisschen rot. „ Ach ist er das?“ ,erwiderte meine Mama, „So meinte ich das aber gar nicht! Schau mal hier auf dem Zettel, der dabei ist!“  - Also da stand das der kahle Ast ein Zweig von einem Kirschbaum wäre, und ich ihn in warmes Wasser stellen sollte, und das Wasser regelmäßig gewechselt werden muss, und wenn alles gut geht der Zweig an Weihnachten dann blüht. Das soll Glück bringen im neuen Jahr!
Und man nennt die Zweige dann Barbarazweige erklärte mir meine Mutter dann noch.
Naja es konnte ja nicht schaden, wenn ich das Ding ins Wasser stellte, oder? Aber nicht in meinem Zimmer! Da könnten Joscha und Paul ihn ja sehen… nee, schön hier auf dem Esstisch, dann hat meine Mama auch etwas davon, jedenfalls sagte ich ihr das so!
Am nächsten Tag musste ich in der Schule dann ja doch mal heimlich zur Barbara hingucken. Es war ja schon toll von ihr, dass sie mir Glück im Neuen Jahr wünscht… und dass sie nett zu mir ist, obwohl ich es im Moment gar nicht zu ihr bin!
In den nächsten Wochen habe ich dann doch immer nach dem Zweig geguckt, und ehrlich gesagt war ich doch ein klein wenig aufgeregt als ich die ersten rosa Spitzen sehen konnte! Auch wenn rosa so gar nicht meine Lieblingsfarbe ist!
Am Morgen des Heiligen Abends haben sie dann Tatsache ganz geblüht! Das sah schon irgendwie schön aus, und gefreut habe ich mich auch! Am späten Nachmittag haben wir uns dann schick angezogen um in die Kirche zu gehen. Ich ziehe sogar sehr gerne schicke Sachen an, Anzüge und so, aber das dürfen Paul und Joscha am besten auch nicht wissen. Die finden so etwas doof! Sagen sie jedenfalls immer. Zum Glück sind die beiden in einer anderen Kirche zur Messe. Weil die beiden nämlich katholisch sind und ich und meine Familie sind evangelisch.
Wenn es dann  Zeit wird los zu fahren ist es bei uns immer ganz chaotisch… Keiner ist wirklich richtig fertig. Meine Schwester kann ihre Schuhe nicht finden, Papa geht nochmal in Ruhe auf´s Klo, und Mama muss ihre Haare nochmal ordentlich machen und wird dann schon wieder ganz hektisch!
Als wir im Auto saßen und los fahren wollten, fällt mir noch etwas ein… „ Aber mach schnell!“ ruft Mama, als ich nach drinnen laufe. Ich holte mir schnell eine von den Blüten am Zweig und steckte sie an meinen Anzug. Sah gut aus fand ich! Mama musste ein bisschen lächeln als ich ins Auto stieg. „ Na, dann können wir ja los!“ sagte sie und  fuhr los.
In der Kirche bekamen wir irgendwo in der Mitte noch einen Sitzplatz. An Weihnachten ist immer viel  los! In der gleichen Reihe wie wir saß auch Barbara mit ihren Eltern. „Hallo Ole!“, sagte sie und lächelte. „ Hallo Barbara!“ antwortete ich und musste ein wenig grinsen. Ich glaube sie hatte sich gefreut, dass ich die Blume trug!
Und eigentlich ist sie ja ganz nett, und eigentlich mag ich sie ja auch!
Auf jeden Fall , weiß ich jetzt, was für einen guten Vorsatz ich an Silvester auf meinen Zettel schreiben werde: Ich werde wieder mit Barbara zusammen zur Schule gehen. Und vielleicht werde ich mich auch wieder mit ihr zum Spielen verabreden, oder so… Egal was Paul und Joscha dazu sagen! Sollen sie halt lachen, das ist mir auf einmal egal, ich finde, man kann auch mit Mädchen befreundet sein!


Wenn ihr jetzt auch Lust dazu bekommen habt, Euch ein paar Barbarazweige ins Haus zu holen, habe ich hier noch einen Tip für Euch:
Ob die Barbarazweige auch aufblühen, hängt vom Wetter ab. Sie blühen nur, wenn es vor dem Schneiden Temperaturen um den Gefrierpunkt gegeben hat! Hat es noch keinen Frost gegeben, kann man die Zweige für einige Stunden in die Gefriertruhe legen. Als Blühimpuls - so oder so - zunächst einen Tag lang in handwarmes Wasser legen, dann erst in die Vase stellen. Die Zweige nicht zu warm stellen und täglich das Wasser wechseln.

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